Der Information auf der Spur – Information Scent

  • Autor
    Susanne Fankhauser
  • Veröffentlicht
    03.03.2021
  • Kategorie
    Human Computer Interaction / User Experience

Tagtäglich werden wir mit einer Vielzahl von Informationen bombardiert. Auf einer Website eine Information zu finden/ein Ziel zu erreichen, sollte für den Nutzer so wenig Mühe wie möglich verursachen.

Bei der Entscheidung einen Link anzuklicken verlassen wir uns auf die vielversprechendste Spur – den Link mit dem stärksten «Informationsduft» (Information Scent) – eine Mischung von Hinweisen, die sich aus der Beschriftung, dem Kontext, in dem der Link angezeigt wird, und früheren Erfahrungen zusammensetzt. Ähnlich wie ein Tier eine Futterquelle findet oder wir als Kind sofort in der Küche standen, wenn uns der Duft von frischem Kuchen in die Nase stieg 😉

Die Qual der Wahl – wie entscheiden Nutzer, welchen Link sie anklicken?

Der Besuch einer Website ist für den Nutzer nicht nur Spass, meistens hat er ein bestimmtes Ziel vor Augen und folgt dem ersten Link oder Navigationspunkt, der eine mögliche Antwort auf seine Frage enthält. Er folgt dem stärksten Information Scent. Der Nutzer folgt sozusagen wie ein Trüffelhund der erfolgversprechendsten Fährte.

Das Konzept der Suche nach dem Information Scent basiert auf der Information Foraging Theory, die von Peter Pirolli und Stuart Cart Ende der 90er Jahre entwickelt wurde. Sie besagt, dass sich Menschen auf Informationssuche ähnlich verhalten wie Tiere auf Futtersuche («Foraging» bedeutet Futtersuche auf Deutsch). Sie wählen die aussichtsreichste Option, also den stärksten Hinweis/Duft, der sie näher zum gewünschten Ziel oder im Falle unseres Trüffelhundes zur nächsten Futterquelle führt.

Warum ist ein starker Information Scent wichtig?

Eine Website sollte so gestaltet sein, dass der Nutzer in kürzester Zeit ein Maximum an relevanten Informationen findet.

Ein Nutzer findet seinen Weg auf unsere Website nicht immer über die Startseite, er kann via eine Suchmaschine oder Anzeige direkt auf einer Unterseite landen. Hier sucht er nach Hinweisen, dass er sich am richtigen Ort befindet, und nach nächsten Schritten.

Wie ein Duft im realen Leben ist auch der Information Scent nicht greifbar. Ist er stark, sind die Nutzer sehr zuversichtlich, ihr Ziel zu finden, sie klicken sich ohne Zögern durch die Website und finden, was sie suchen. Gleich wie unser Trüffelhund, wenn er seiner Beute näher kommt. Wird der Duft schwächer, so wird der Hund unsicher, schnüffelt in alle Himmelsrichtungen und weiss nicht mehr wie weiter. So geht es auch den Nutzern auf der Website: wird der Information Scent schwächer, so beginnt er seine Entscheidungen anzuzweifeln und fängt an zu «raten», klickt nur noch zögerlich. Schlimmstenfalls findet er nicht was er sucht und verlässt die Website.

Wie nützen wir Information Scent für das Design einer Website

Wie der Trüffelhund auf seine Nase verlässt sich der Nutzer auf folgende Komponenten: was er sieht (wie wird die Information präsentiert) und seine Vorkenntnisse zum Thema.

So legen wir eine Fährte mit starkem Information Scent:

  • Inhalt: verstehen, welche Inhalte wichtig sind und wie Besucher darauf zugreifen werden. Das Design entsprechend dafür optimieren.
  • Navigation und Links: klare und selbsterklärende Worte wählen, die dem Besucher verraten, was sich dahinter verbirgt. Interne Bezeichnungen, Marketingnamen oder Fachbegriffe sollten nicht verwendet werden, wenn sie für die Zielgruppe nicht verständlich sind.
  • Scanbarkeit: Texte sollten scanbar sein → klare Titel und Zwischentitel verwenden. Ein Leadtext sollte den Inhalt kurz zusammenfassen, damit der Besucher rasch erkennt, ob er auf der richtigen Seite ist.
  • Kontext: die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
  • zielgruppengerecht: welche Vorkenntnisse zum Thema hat der Besucher.
Beispiel Revisia.ch – klare Titel, Link zur Ansprechperson direkt nach dem entsprechenden Text

People ignore design that ignores people.

Frank Chimero, Designer

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Information Scent